Die Rolle von Geheimnissen in der Paartherapie

Heute möchte ich über ein Thema sprechen, das in der Welt der Paartherapie oft diskutiert wird: Geheimnisse und die Frage, ob sie mit Paartherapeut:innen geteilt werden können, ohne die Partner:innen direkt einzubeziehen.
In der Paartherapie geht es darum, eine unterstützende und vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der Menschen gemeinsam offen über ihre Gedanken, Gefühle und Beziehungsprobleme sprechen können. Geheimnisse spielen dabei eine komplexe Rolle, da sie oft als Hindernis für eine gesunde Kommunikation und Bindung wahrgenommen werden. Doch manchmal kann es sinnvoll sein, bestimmte Geheimnisse zunächst nur mit dem Paartherapeuten zu teilen, bevor der Partner involviert wird.
Hier weiche ich auch von der früher verbreiteten Idee der „sauberen Hände des Therapeuten“ ab, nach der es unter keinen Umständen Geheimnisse geben darf, die nur mit dem Therapeuten geteilt werden. Die Konsequenz war zwangsläufig die Wahl zwischen der sofortigen Offenlegung des „Geheimnisses“ oder das Ende der Therapie.
Mein Ansatz ist anders. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, seine Ängste und Unsicherheiten, die oft tieferliegende Gründe für bestimmte Verhaltensweisen oder Konflikte in der Beziehung haben können. Indem man zunächst mit der Paartherapeut:in über diese Geheimnisse spricht, erhält man einen geschützten Raum, um sich selbst besser zu verstehen und die eigenen Emotionen zu sortieren. Die Therapeut:in kann helfen, diese Geheimnisse in einen größeren Kontext zu stellen und Lösungswege zu finden, die dem Wohl beider Partner:innen dienen.
Allerdings ist es wichtig, dass das Ziel der Paartherapie immer die Verbesserung der Kommunikation und des Verständnisses ist. Das bedeutet, dass Geheimnisse in den meisten Fällen letztendlich mit den Partner:innen geteilt werden sollten, um eine ehrliche und offene Basis für das Wachstum der Beziehung zu schaffen.
Die Entscheidung, wann und wie Geheimnisse mit der Partner:in geteilt werden, sollte in Absprache mit den Therapeut:innen getroffen werden. Jeder Fall ist individuell, und es gibt keine einheitliche Regel, die für alle Paare gilt. Es ist ein Prozess, der Geduld, Verständnis und Zeit erfordert.