Hört auf, von „Beziehungsunfähigkeit“ zu sprechen!

Der Begriff „Beziehungsunfähigkeit“ ist stigmatisierend und abwertend, weil er Menschen in eine feste Kategorie einsortiert und impliziert, dass sie grundsätzlich nicht in der Lage sind, gesunde und funktionierende Beziehungen einzugehen.
Aber hier ist die Wahrheit: Es gibt nur sehr wenige Menschen, die tatsächlich „faktisch unfähig“ sind, Beziehungen einzugehen.
Der Ausdruck „Bindungsangst“ hingegen bezieht sich auf eine spezifische Herausforderung, die viele Menschen erleben können. Er beschreibt Ängste und Unsicherheiten beim Eingehen von engen emotionalen Bindungen. Der Begriff „Bindungsangst“ nimmt dabei eine neutralere und weniger verurteilende Perspektive ein.
Schätzungsweise ein Drittel aller Menschen in unserer Gesellschaft kennen diese Unsicherheiten und Ängste, oft aufgrund von schwierigen Bindungen zu den Elternteilen in den frühen Entwicklungsphasen.
Indem wir von „Bindungsangst“ sprechen, erkennen wir an, dass es sich um eine vorübergehende Situation handeln kann, die durch persönliche Umstände, vergangene Erfahrungen oder andere Faktoren beeinflusst wird. Es lässt Raum für Verständnis, Reflexion und die Möglichkeit, daran zu arbeiten und zu wachsen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Menschen, die unter Bindungsangst leiden, nicht zwangsläufig unfähig sind, eine Beziehung einzugehen. Durch Therapie, Selbstreflexion und persönliche Entwicklung können sie ihre Ängste und Unsicherheiten überwinden und gesunde Beziehungen aufbauen.
Indem wir den Begriff „Beziehungsunfähigkeit“ hinterfragen und stattdessen über „Bindungsangst“ sprechen, fördern wir ein unterstützendes und respektvolles Umfeld, in dem Menschen ihre Herausforderungen erkennen und daran arbeiten können, anstatt abgestempelt und diskriminiert zu werden.
Lasst uns Empathie und Verständnis zeigen und den Menschen Raum geben, ihre eigenen Geschichten zu erzählen und ihre individuellen Kämpfe zu teilen, ohne sie aufgrund eines stigmatisierenden Begriffs zu verurteilen.